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Dienstag, 26. April 2016

Klavier-Rock oder Piano-Pleats

Am letzten, verregneten Wochenende bin ich beim Entrümpeln der Lesezeichen meines Browsers auf ein Videotutorial gestoßen, das ich schon vollständig vergessen hatte. Und nach schneller Durchsicht der Stoffvorräte hab ich mich kurzerhand daran gemacht meine Garderobe um ein neues Kleidungsstück zu ergänzen.
Aber erst mal von Vorne. Das Video von dem ich spreche kann man sich hier ansehen. Darin näht die Youtuberin Annika Viktoria ein Kleid von Moschino nach. Ein simples schwarzes Kleid mit Kellerfaltenrock im Stiel einer Klaviertastatur.

Bildquelle:

Das Kleid und seine tausend abgekupferten Varianten sind genau die Art von verspielt und kindlich, für die ich schon mindestens 15 Jahre zu alt bin. Ein Kleidungsstück das im Katalog gut aussieht, witzig und kreativ daherkommt und durch die schwarz/weiß Optik mit allem kombinierbar ist, richtig? Falsch. Die Realität sieht so aus: es gibt keine Anlässe bei denen solch ein Kleidungsstück passend wäre, der Schnitt taugt nicht für meine Figur und in meinem Kleiderschrank befindet sich nicht ein Teil, das sich damit tragen ließe.
Hat mich das davon abgehalten drauf los zu nähen? Nein.

Allerdings hab ich das Projekt meinen Bedürfnissen entsprechend abgewandelt. Beispielsweise habe ich anstelle eines Kleides einen Rock geschneidert, kein Jersey verarbeitet sondern Reste aus der Stoffkiste zusammengesucht, ich habe die Kellerfalten länger gemacht und die schwarzen Tasten anders aufgesetzt. Dazu gleich mehr, jetzt aber erst einmal was dabei herausgekommen ist:


Im Prinzip hab ich nichts so gemacht, wie es in der Videoanleitung vorgeschlagen wird, deshalb beschreibe ich im Folgenden meine eigene Herangehensweise. Wer sich mit Faltenröcken auskennt kann den gesamten nächsten Abschnitt einfach überspringen.

Zunächst einmal hab ich mich auf die Suche nach einem Bleistiftrock-Schnittmuster gemacht und nach zwanzig Minuten frustriert beschlossen mein eigenes Schnittmuster zu konstruieren. Der erste Schritt, um aus einem simplen und schellen Nähprojekt eine Aufgabe fürs ganze Wochenende zu machen.
Um auch sicher zu sein, dass all meine Maße stimmen und der Rock am Ende nicht zu kurz wird, habe ich das Schnittmuster erst einmal zusammengeheftet und den Sitz der Abnäher korrigiert. Dann ging es an das Berechnen der Kellerfalten. Eigentlich keine Meisteraufgabe, wenn man weiß wo man anfangen muss. Zunächst hab ich mein Hüftmaß auf einen einfach zu teilende Länge aufgerundet, dieses Maß muss im Anschluss durch ein vielfaches von 7 geteilt werden. Die Zahl 7 entspricht der Anzahl der Tasten einer Sequenz auf der Klaviertastatur (nur die weißen Tasten, die schwarzen Halbtöne werden nachträglich aufgesetzt). Die Breite der einzelnen Falten ist also abhängig vom Hüftumfang, jedenfalls wenn man eine „nahtlose“ Tastenfolge erstellen will.
Damit der Eindruck einer realistischen Tastatur entsteht, kann man aus der ermittelten Faltenbreite eine in Relation stehende Tastenlänge, sowie die Dimensionen der schwarzen Halbtontasten errechnen. Oder man macht es sich einfacher und benutzt die Pi mal Daumen Methode. Das hat für mich ganz gut geklappt, nachdem ich meinen inneren Monk unter Kontrolle gebracht hatte. Die aufgerundete Hüftbreite x3 plus Nahtzugabe ergibt dann die Länge des weißen Klavierbands, das man dann in Falten legen, bügeln und steifen muss.


Die schwarzen Tasten hab ich mithilfe eines Pappstreifens zurecht gebügelt, dazu hab ich erst die unterer Kante, dann die Seitenkanten um den Pappstreifen gebügelt und mit Sprühstärke im Stoff fixiert. Anschließend hab ich die Streifen entsprechend der Tastensequenz auf den weißen Faltenstreifen aufgesteckt, mit der rechten Kante auf den äußeren Bruch der Falte, dann durch eine Stofflage festgenäht und die Falten am oberen Rand der Stoffbahn zusammengeheftet.


Zu dem Zeitpunkt hatte ich erst einmal genug von Nähmaschine und Bügelbrett. Außerdem hatte sich der Zimmerboden dank der großzügig zum Einsatz gekommenen Sprühstärke zu einer spiegelglatten Todesfalle entwickelt. Also hab ich erst mal den Putzeimer bemüht und mir ein paar Stunden Schlaf gegönnt bevor es weiterging.


Am zweiten Tag hab ich dann nur noch die Faltenbahn an das Rockteil genäht, ein Futter eingenäht (Welches aus unbekannten Gründen beim Einnähen geschrumpft ist, weshalb man die Steppnaht der Faltenbahn von innen sehen kann – was wiederum meinen inneren Monk zum schreien bringt.), den Reißverschluss eingesetzt und den Rock gesäumt.


Was man auf den Bildern in blauer Farbe erahnen kann sind, die Kreidemarkierungen die ich mir zur Orientierung eingezeichnet habe, durch die Sprühstärke hat sich die Farbe bis zum ersten Waschen gehalten.

Alles in Allem bin ich recht zufrieden mit meinem Klavier-Rock auch wenn der Detail-Fanatiker in mir immer noch was zu mäkeln hat. Das mit dem zu kurzem Futter macht mich ein bisschen wahnsinnig, auch wenn es keiner außer mir zu Gesicht bekommt.


Ich hab zwar keine Ahnung wann ich diesen Rock mal ausführe, aber für ein verstauben im Schrank ist er zu gut geworden.
Die offizielle Entschuldigung / Ausrede weshalb ich mich doch zu so einem exzentrische Kleidungsstück hab hinreisen lassen ist im Übrigen eine Kombination aus den Argumenten a) ich hatte den Stoff noch und zu nichts anderem hätte ich ihn so effektiv verarbeiten können und b) so konnte ich das Falten nähen noch einmal ausgiebig üben, bevor ich den teuren Wollstoff zu einem Kellerfaltenrock schneidere.


Durch diese Art von Argumenten erklären sich übrigens etwa 35 % all meiner selbstgenähten Kleidungsstücke. Und jetzt darf bitte Keiner der selber näht behaupten bei ihm/ihr sei das anders.
Hier noch ein Bild vom Rock in Aktion, kleiner Drehwurm gefällig:




Und jetzt entlasse ich euch wieder zum Creadienstag.
Danke fürs Vorbeischauen, bis bald
Sophie


Montag, 25. April 2016

Aprilwetter-Gegenmittel

Gegen so ein eigenwilliges Wetter hilft nur noch die Erinnerung an schönere Tage. Deshalb hab ich ein beschlossen mir und allen Lesern ein paar Urlaubsbilder zum Träumen herausgesucht.


 
Wir, meine gesamte Familie und ich, fahren seit Jahrzehnten immer wieder an den selben Urlaubsort, machen die immer gleichen Urlaubsaktivitäten und knipsen dabei immer wieder die selben Motive. Aber diese kleine Bilderserie entstand erst vor wenigen Wochen und ist, jedenfalls in meinen Augen, genauso gelungen und Fernweh fördernd wie all unsere anderen Urlaubsbilder.

Und auch wenn ich heute die Rollläden lieber unten gelassen hätte, bei uns konnte man gestern schön Frühling erahnen. Hier der Beweis:


So und nun zurück zu Schneewetter, heißen Getränken und selbst gestrickten Socken.

Gruß Sophie

Dienstag, 19. April 2016

Häkelmütze

Zwei oder drei Jahre zu spät um im Trend zu liegen, aber auch ich hab es nun getan und eine Mütze gehäkelt.

Nachdem ich vor Kurzem noch geschworen hätte so schnell keine Häkelnadel mehr in die Hand zu nehmen (siehe Post: Granny Square Decke), muss ich mich nur wenige Wochen später korrigieren.







Ein lieber Freund von mir hat es geschafft in kürzester Zeit drei Mützen zu verlieren. Prüfungsstress heißt seine Entschuldigung, ich vermute aber es lag auch ein bisschen am Feiern nach der Abschlussprüfung. Und obwohl er immer noch Hoffnung in das Fundbüro des OPNV setzt, hab ich mich dazu hinreisen lassen Nadel und Garn in die Hand zu nehmen.




Weil ich möglichst schnell für Ersatz sorgen musste, die Mütze sollte mit in den Urlaub, hab ich nicht lange nach Mustern oder Anleitungen gesucht, sondern einfach drauf los gehäkelt. Nach zwei Kaffee und genauso vielen Folgen House MD hatte ich dann eine simple Mütze vorzuweisen.

Die Übergänge zwischen den Farben sind nicht besonders, aber das geht schon in Ordnung, zum Verlieren gut genug. Als Gag hab ich dann noch fix eine Bommel gemacht und auf die Mütze geknotet, so dass man sie auch schnell wieder entfernen kann.

Die Reaktion am nächsten Tag, kurz vor Abreise, war super. Er hat sich gefreut und versprochen die Mütze nicht zu verschusseln. Ich bin gespannt.




Dafür das es schnell gehen musste und ich noch nie eine Mütze gehäkelt hab, bin ich echt zufrieden. Eine Wiederholung des Projekts steht aber erst mal nicht an. Kopfbedeckungen habe ich nämlich schon genügend, (Eine andere Mütze stelle ich hier bald auch noch vor.) jetzt muss ich erst mal die unfertigen Nähprojekte abschließen und mir Zeit nehmen für ein bisschen Gartenarbeit.

Aber zuerst zurück zum Creadienstag und zu HäkelLine`s Gehäkeltes & Gestricktes, mal schauen was die andern Teilnehmer so schönes geschaffen haben.