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Dienstag, 31. Januar 2017

Neue Hutschachtel, alte Kuchentasche

Im letzten Jahr habe ich hier über meine Versuche berichtet eine Tortentasche zu nähen und wie ich dadurch zu einer Hutschachtel für meine stetig wachsende Hutsammlung kam.
Schon im damaligen Post habe ich davon gesprochen noch weitere Hutschachteln zu nähen und nun ist es endlich so weit.


Auch bei meinen beiden neuen Hutschachteln habe ich gefärbte Ditte vom Möbel-Schweden verwendet. Die verschiedenen Batik-Methoden haben zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen geführt, passen aber durch das gemeinsame Thema „Batik in Blau/Weiß“ ganz gut zusammen.


Die dunklere der beiden Hutschachteln hat die selbe Größe wie mein erstes Modell, die zweite Schachtel ist etwas größer ausgefallen, so dass auch mein Sommerhut, mit der extra breiten Hutkrempe, endlich aus seiner Plastiktüte befreit werden konnte.



Auch dieses Mal sind Boden und Seite der Schachtel mit einem unbenutzten (!) Bodenwisch-Vlies versteift und mit dem Außenstoff zusammen gequiltet.



Den Futterstoff habe etwas anders genäht und um ehrlich zu sein, auch noch nicht vollständig vernäht. Aber da nur ich in diese Hutschachtel schaue und mich das „lose“ Futter nicht wirklich stört, wird sich am aktuellen Fertigungsstand wohl auch nichts mehr ändern.
Meine kleine Kollektion macht sich optisch ganz gut und weil ich so zufrieden mit meiner Hutschachtel-Lösung bin (und immer noch Hüte auf ein neues zu Hause warten), wird die Kollektion zu gegebener Zeit wohl noch erweitert werden.


Was ich euch aus dem oben angesprochenen ersten Blog zum Thema noch schuldig bin sind die alternativen Kuchentaschen, mit denen ja alles angefangen hat.
Nachdem ich mich noch durch eine Tragevorrichtung mit Kochlöffelträgern (Casseroll-Carrier) gearbeitet hatte, viel die Wahl meiner Bekannten schließlich auf das vierte und wahrscheinlich simpelste Modell eine Art gefüttertes und gequiltetes Wickeltuch mit integriertem Tragegurt und Schlaufen. Leider habe ich davon nur ein paar Schnappschüsse in ungefülltem Zustand gemacht. Der Lebensmittelbehälter wird mittig und unter dem Tragegurt platziert, der wiederum wird durch die beiden Schlaufen gefädelt und so die Tasche um den Behälter zugezogen.



So, mit diesem zugegeben eigenwilligen 2in1s Post, mache ich mich jetzt auf zum Creadienstag und schaue mich dort gleich einmal nach neuen kreativen Ideen um.

Bis bald! Gruß
Sophie

Mittwoch, 25. Januar 2017

Der lange Weg zum kurzen Rock

ACHTUNG: dieser Post ist unfassbare 1751 Wörter lang geworden und nur für Leser mit Durchhaltevermögen und Zeit geeignet, alle anderen sollten sich vielleicht oder zunächst aufs Anschauen der Bilder beschränken !!!

Zum Beginn des Neuen Jahres hatte ich mir nur eines vorgenommen, keine guten Vorsätze zu fassen. Aber so ganz ohne Ziele für 2017 bin ich dann doch nicht ins Jahr gestartet. Eines dieser Ziele - die weniger an einen bestimmten Zeitraum, sondern an die Idee von persönlicher Entwicklung in kurz-, mittel- und langfristigen Instanzen geknüpft sind – ist das Nähen einer kleinen Garderobe.
Kleine Nähprojekte machen mir immer großen Spaß, außerdem sind sie relativ simpel und schnell zu gestalten und damit leicht in einen eng bemessenen Freizeitrahmen zu integrieren. Jedoch habe ich festgestellt, dass mir besonders die Handarbeiten am Herzen liegen, in die ich mehr Zeit investiere und die neben einem dekorativen Nutzen auch noch praktische Verwendung finden. Es ist schön ein paar selbst gemachte Topflappen in der Küche zu verwenden, ein selbst geschneidertes Kleidungsstück zu tragen ist eine noch viel freudigere Erfahrung. Ganz zu Schweigen von dem Ego-Streichler, den jedes Kompliment für das Kleidungsstück bedeutet.
Bislang habe ich mich selbst eher selten herausgefordert und immer nur Nähprojekte in Angriff genommen, von deren Erfolg ich wenigstens zu 70% überzeugt war. Das soll sich ab sofort ändern, die Herausforderungen sollen größer werden, die Schnitte komplexer oder gänzlich neu, der Faktor Unbekannt soll steigen und das Lernen von Techniken (und durch Fehlversuchen) im Fokus stehen.

Im vergangenen Jahr habe ich ja schon ein paar meiner Röcke gezeigt, den Klavierrock und den Sommerrock zur Aktion des MeMadeMittwoch. Und auch in diesem Jahr zeige ich euch als erstes einen selbst genähten Rock (okay, eigentlich sind es drei), aber ihr werdet sehen, die Ansprüche steigen und es soll nicht nur bei den Röcken bleiben. Auf meiner Wunschliste stehen Oberteile, Kleider und eine Hose. Heute aber zu Beginn noch einmal das Thema Rock.

Wer hier regelmäßig mitliest, der weiß um meine Recycle-Leidenschaft, ich mag es aus alten Stoffen etwas Neues zu gestalten, mir gefällt daran der ökologische und der ökonomische Aspekt, das ressourcenschonende Wiederverwerten und die geringe finanzielle Aufwendung. Oft bekomme ich Stoffe und ähnliche Materialien aus meinem Bekanntenkreis, ab und an gehe ich aber auch auf die Suche danach, in Second-Hand-Läden oder auf Flohmärkten. Vor einiger Zeit bin ich zufällig auf einen Laden gestoßen in dem für einen humanitären Zweck alle möglichen Waren angeboten wurden und dort ist mir ein besonders schönes Stück untergekommen, ein handgenähter Kilt aus einem qualitativ hochwertigem Wollstoff.



Ein Ausnahmefund und ein absolutes Schnäppchen bei einem Räumungsspreis von 2€ !
Der Kilt muss ein Damenkilt gewesen sein, der von einer erfahrenen Näherin hergestellt wurde. Indizien dafür sind die saubere Verarbeitung und vor allem die Arbeit die in das Faltenbild des Kilts geflossen ist. Es war gut zu erkennen (vgl. Bild unten), dass jede Falte durch absteppen sicher verankert wurde und so gelegt war, dass die zusätzliche Weite zwischen Taille und Hüfte gleichmäßig verteilt wurde. Bei günstigen Kilts oder bei Kilt inspirierten Röcken wird in der Regel die Reduktion der Weite einfach durch Abnäher erzielt, was signifikant weniger Arbeit, Zeit und Können in Anspruch nimmt.



Ein bisschen habe ich es bedauert, den schönen Kilt auseinander zu nehmen, aber er hätte mir so beim besten Willen nicht gepasst. Bevor ich aber den Nahtauftrenner bemühte, musste ich einfach wissen welchen Taillienumfang die frühere Besitzerin wohl gehabt haben mag, das Maßband verriet eine Taillienweite von 54 cm. (das entspricht glaube ich einer Größe XXS oder der Amerikanischen Size 00 !) Aufgrund der Kilt-Länge muss die Dame oder vielleicht war es ein junges Mädchen auch noch von elbenhafter Größe gewesen sein. Ich dagegen habe eher Hobbit-Maße.
Nach zweieinhalb Stunden waren alle Falten aufgetrennt, der Taillengürtel gelöst, die Accessoires entfernt und ich in Fädchen begraben. Danach ging der Stoff in die Handwäsche, da er aus mindestens 80 % Wolle besteht hieß das eiskaltes Wasser, wenig Waschmittel und unendlich viele Spülgänge. Ich arbeite und trage gerne Wollstoffe, aber Textilpflege bedeutet im Fall von Wolle immer Handarbeit und kalte Finger. Nach dem Antrocknen ging es mit dem Stoff direkt zum Bügelbrett, wo ich mit Bügeltuch und jeder Menge Dampf den Falten den Kampf ansagte.

Dann lag er da, der wunderschöne Stoff und wollte unbedingt zu neuem Leben erweckt werden. Aber ich wollte auf gar keinen Fall etwas daraus nähen, was ich nicht auch gerne und oft tragen würde, deshalb war schnell klar: erst muss noch der perfekte Schnitt zum Stoff gefunden werden. Nicht irgendeinen Schnitt sondern meinen eigenen, selbst konstruierten Schnitt. (Kann man an dieser Stelle den Größenwahn, deutlich genug herauslesen?)
Ich wollte einen Rock, der das Tartan-Muster gut zur Geltung kommen lässt, also schlicht ist und ohne viele Nähte auskommt. Das Muster sollte horizontal ununterbrochen verlaufen und auch in der Vertikalen nicht durch unglücklich positionierte Abnäher optisch verzerrt werden.
Um sparsam mit dem Stoff um zu gehen - vielleicht würde der restliche Stoff ja noch ausreichen um ein Accessoire zu nähen – war schnell klar, es sollte ein Bleistiftrock werden. Dieser sollte eng anliegen und damit eine Lücke in meiner Garderobe schließen, denn einen“ echter Sekretärinnen-Rock“ fehlt darin. Mir gefiel die Idee eines integrierten Tailliengürtels, wie der Kilt ihn ursprünglich auch hatte und um trotz eines engen Sitz uneingeschränkt laufen zu können sollte der Rock eine angeschnittene Gehfalte bekommen.

Da ich mir fast sicher war, was den Erfolg des ersten Schnittmusters anbelangte, suchte ich in meinem Stoffvorrat nach einem karierten Stoff und in meiner umfangreichen Link-Sammlung nach einer Anleitung zum konstruieren eines Rockschnitts. (Die ich hier nicht verlinke weil mich das Resultat nicht genügend überzeugen kann.) Wie man eine Gehfalte näht schlug ich bei Liselotte Kunder in „Schneidere selbst“ nach und legte einfach los.

Der Rock ist tragbar, könnte aber besser sein. Das Taillenband sitzt nicht eng genug und leider auch ein bisschen höher als meine natürliche Taille. Die Abnäher sind nicht schön positioniert und die Gehfalte ist bei der vorsichtigen gewählten Reduzierung der Rockbreite ohne wirkliche Funktion. Außerdem bedeutet eine angeschnittene Gehfalte einen erhöhten Stoffverbrauch, soll doch das Tartan-Muster möglichst ununterbrochen wirken. Gleiches gilt für den Reißverschluss, den ich bei dieser Variante im Rücken positioniert habe. Der Knopfverschluss in der Taille ist ebenso ein Detail, das mir für den Schotten-Stoff nicht gefällt.
(Mehr zu diesem Rock und auch dem zweiten, nachfolgenden Modell können die Ausdauernden unter euch in meinem gestrigen Post für den Creadienstag lesen.)


Bei meinem zweiten Schnittmuster habe ich mich weitgehend an die Konstruktionsangaben von Winifred Aldrich in „Metric pattern cutting for women's wear“ gehalten. Weil das Musterangleichen beim ersten Versuch schon erfolgreich war, kam für Rock Nr. 2 Ein Stoff ohne Muster in Frage. Den Reißverschluss habe ich in die Seite gelegt, die Abnäher sind deutlich besser positioniert und auf eine Gehfalte habe ich ganz verzichtet. Dafür ist der Rock gleich oben und unten ein Stück kürzer geworden. Um zu sehen wie mir ein Rock gefällt, der etwas tiefer als in Taillehöhe sitzt, habe ich die Taille einfach einen Zentimeter tiefer geschnitten, die Abnäher habe ich deshalb um die selbe Distanz nach unten verlängert, glaube aber nicht, dass sich durch diesen Schritt die Passform des Rocks wesentlich verändert hat. Weil ich zudem mit Stoffknappheit konfrontiert war, wurde der Rock ein Stück kürzer als sein Vorgänger. Die Reduktion der Rockweite zum Saum hin habe ich erhöht und darauf geachtet, dem angeschnittenen Saum genügend Weite zuzugeben.


Der Sitz ist wie beim erst Rock nicht Ideal, dieses mal macht der Rock mich durch seinen tiefen Sitz, fast auf dem Hüftknochen, ein bisschen Breiter als ich erscheinen oder sein möchte. Ist aber durchaus tragbar, besonders mit langem Pullover zum darüber Tragen. Außerdem kann am Saum immer noch an Weite weg genommen werden, ohne das ich beim Gehen signifikant eingeschränkt werde.


Nun hatte ich also einige Parameter für den idealen Schnitt getestet und war bereit ein letztes Mal Maß zu nehmen, Bleistift und Schneiderlineal (Eines der tollen Weihnachtsgeschenke.) einzusetzen und in den Kilt-Stoff zu schneiden.
Schnitt Nr. 3 wurde noch ein kleines Stückchen kürzer und zum Saum hin enger, als seine Vorgänger. Um heraus zu bekommen, wie der Stoff am Besten wirken würde und wie ich das Schnittmuster trotzdem ressourcenschonend Einsätzen könnte, habe ich eine ganze Ewigkeit hin und her überlegt. Ich bin mit dem Stoff vor den Spiegel gezogen und habe ihn probehalber angehalten, geschaut wie das Muster möglichst schmeichelhaft am Körper liegt, wo sich die Saumkante am Schönsten bricht und wie die Abnäher möglichst dezent im Mustersatz liegen. Einen Moment lang habe ich sogar darüber nachgedacht die markantesten Stofflinien auf die Schnittmusterteile zu übertragen, dann aber gemerkt wie ich mich schon wieder in die Sache verrannt habe. Nach einer Kaffeepause ging es mir besser und die Stoffteile wurden in schneller Folge einfach ausgeschnitten.
Das Zusammennähen verlief, dank der ausgiebigen Übung an den vorherigen Varianten, ganz simpel und schnell. Der Reißverschluss ließ ich in Windeseile von Hand einnähen und beim Saum hab ich (anders als zuvor) sogar auf eine einfache Maschinennäht zurückgegriffen. Der Rock ist in jägergrün gefüttert und kommt bislang auch ohne Haken und Öse zusätzlich zum Reißverschluss aus.






Mit meinem fertigen Rock bin ich ausgesprochen zufrieden, er sitzt nahezu perfekt, tut das was er soll und die kleinen Makel in der Verarbeitung sind nicht mal in meinen kritischen Augen einer detaillierten Benennung wert. Kein anderer meiner Röcke ist so kurz oder zeigt so genau meine Kurven. Fürs Büro ist er bestimmt nicht mehr schicklich, aber ich finde ihn in dieser Länge klasse. Gehen ist damit auch kein Problem, nur Klettern oder gar Laufen ist definitiv nicht ohne Probleme möglich. Kombinieren lässt er sich auch ganz gut, weshalb er schon mehrfach zum Einsatz kam und nun feste Bestandteil meiner Herbst-/Wintergarderobe ist.





Gleich beim ersten Ausgang mit dem Rock, bin ich auf das Tartan-Muster angesprochen worden. Um ehrlich zu sein habe ich mir bis dahin keine Gedanken über möglich „Clan“-Zugehörigkeit gemacht und konnte bislang auch nichts Sicheres in Erfahrung bringen. Dafür bin ich aber auf einen Schnappschuss aus der Fernsehserie Friends gestoßen:

Bildrechte gehören, wie die Serie und all ihre Figuren, Warner Bros. Entertainment

Jetzt heißt der Rock also Rachel und ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich bei dem Karomuster nicht um ein eingetragenes oder geschütztes Geschmacksmuster handelt. Aber ich freue mich über Informationen oder Korrekturen, wenn jemand mehr weiß.

Gratulation an Alle, die es bis hier hin geschafft haben. Seid euch meines Dankes sicher und gönnt euch zur Erholung eine Tasse Tee. Und schaut noch unbedingt bei den anderen Teilnehmern des heutigen MeMadeMittwoch vorbei.

Lieben Gruß
Bis bald
Sophie


Dienstag, 24. Januar 2017

Zwei Röcke auf dem Weg zum Ziel

Zum Beginn des Neuen Jahres habe ich zwar keine „guten Vorsätze“ formuliert, aber ich bin voller Tatendrang und Motivation selbst gesteckte Ziele zu erreichen. Eines dieser Ziele ist es, mehr Kleidungsstücke zu nähen als bislang. Ich möchte mich und mein bisschen Nähtalent herausfordern und im Idealfall meine Garderobe um ein paar selbstgemachte Teile ergänzen.

Zum Einstieg habe ich mir einen neuen Rock vorgenommen, beim Thema Röcke habe ich zwar schon ein bisschen Erfahrung, aber es erschien mir als gutes Anfangsprojekt und man kann ja auch noch einen Rock gebrauchen.
Auf dem Weg zu einem Rock, den ich aus einem ganz besonders lieb gewonnenen Stück Stoff nähen wollte, galt es zunächst ein Schnittmuster zu finden, das mir nicht nur gefallen sondern auch gut passen würde. Und dies führte zu der kleinen Odyssee die ich euch heute beschreiben will.

Rock Modell Nr.1
ist selbst konstruiert, nach einer kostenlosen Anleitung aus dem Internet, die ich hier nicht verlinke, da ich mit dem Ergebnis nicht wirklich zufrieden bin. Die Schnittbasis ist aus den drei Maßen Taillenweite, Hüftweite und frei wählbarer Rocklänge basierend. Durch Abnäher wird die Weite von Hüfte zu Taille reduziert, zusätzlich habe ich den Grundschnitt mit einer angeschnittenen Gehfalte und einem integrierten Taillenbund ergänzt.


 

Der Reißverschluss befindet sich mittig im Rückenteil, es ist ein nicht teilbarer Reißverschluss, den ich von Hand beidseitig der Naht unsichtbar angenäht habe. Darüber wird der Bund mit einem Knopf verschlossen.


Die Gehfalte habe ich nach Anleitung von Liselotte Kunder in „Schneidere selbst“ genäht, man kann von außen eine schräg verlaufende Sicherungsnaht sehen, die ich ehrlich gesagt schöner hätte nähen können. Auch ist die Gehfalte ziemlich breit geworden und durch die nur ganz geringe Reduzierung der Rockbreite Richtung Saum auch ohne echte Funktion, die Falte öffnet sich nur bei großen Ausfallschritten und beim Treppensteigen.



Der Stoff ist ein Reststück aus meinem Bestand und so gar nicht mein Geschmack, aber toll geeignet um saubere Musterübergänge an den Nähren des Rocks zu üben.



Genauso wie die anderen Rockzutaten stammt auch das cremefarbene Futter aus meinem Bestand und wurde mir nach der Hobbyaufgabe einer Bekannten, als Teil eines Konvoluts geschenkt. Das Verarbeiten des Stoffs war ein Albtraum! Selten habe ich so oft und heftig ein Stück Textil verflucht. Und nachdem es endlich bezwungen war, geschah gleich bei der ersten Anprobe des Rocks das unsäglich ärgerliche Ausreißen des Stoffs an den Nähten. JA, allen Nähten!


Bislang konnte ich mich einfach nicht dazu bringen, den Bund des Rocks noch mal auf zu trennen und das Futter durch etwas, das diesen Namen tatsächlich verdient, zu ersetzten. Was auch daran liegt, das dies wohl nicht die einzige Änderung wäre die ich am Rock vornehmen würde. Den besagter Bund gefällt mir im jetzigen Zustand nicht, er sitzt nicht straff genug in der Taille und auch ein bisschen zu hoch um wirklich meine natürliche Taille zu treffen. Das kann man glaube ich ganz gut auf den Bildern unten erkennen.



Die Abnäher im vorderen Rockteil sind nicht ideal positioniert, sie müssten Richtung vorderer Mitte verschoben werden und sollten vielleicht senkrecht ausgerichtet sein, damit das Karomuster nicht weniger verzerrt wird.


Zwei Dinge die mir gut gefallen sind der Saum, den ich zunächst mit einem Zickzack-Stich versäumt und dann von Hand mit einem unsichtbaren Saumstich (Hexen-Stich) angenäht habe.
Was sich bedauerlicherweise nicht besonders aussagekräftig hat fotografieren lassen.
Das zweite erfolgreiche Element ist in meinen Augen das aufeinander abgepasste Muster. Die Übergänge lassen sich an den Nahtkanten fast nicht erkennen.



Mit diesen ersten Eindrücken und Änderungsideen ging es also in die zweite Runde.


Rock Modell Nr2
ist ebenfalls selbst konstruiert. Dieses Mal jedoch habe ich mich weitgehend an die Konstruktionsangaben von Winifred Aldrich in „Metric pattern cutting for women's wear“ gehalten.


Weil das Musterangleichen beim ersten Versuch schon erfolgreich war, kam für Rock Nr. 2 Ein Stoff ohne Muster in Frage. Was genau das für ein Stoff ist, weiß ich gar nicht so recht zu beschreiben. Er fühlt sich weich und flauschig an, ist nicht stretchig (deshalb wohl auch kein feiner Stickstoff) und hat zwei unterschiedliche Farben. Nur kann ich leider nicht sagen was das für Faren sind, den in jedem Licht scheinen sie anders, mal schwarz und grün, dann wieder braun und gelb. Was meint Ihr?




Den Reißverschluss habe ich in die Seite gelegt, die Abnäher sind deutlich besser positioniert und auf eine Gehfalte habe ich ganz verzichtet.


Dafür ist der Rock gleich oben und unten ein Stück kürzer geworden. Um zu sehen wie mir ein Rock gefällt, der etwas tiefer als in Taillehöhe sitzt, habe ich die Taille einfach einen Zentimeter tiefer geschnitten und die Abnäher entsprechend nach unten verlegt.
Weil ich zudem mit Stoffknappheit konfrontiert war, wurde der Rock ein Stück kürzer als sein Vorgänger.

Da ich auf einen Bund verzichtet habe, ist das Futter (gekauft mit der Bezeichnung grüne Faschingsseide und wunderbar einfach zu verarbeiten) direkt an die Rockoberkante genäht.


Die Reduktion der Rockweite zum Saum hin habe ich erhöht, damit die Rockform mehr der nach unten verjüngten Form eines Bleistiftrocks ähnelt. Dabei habe ich auch darauf geachtet, dem angeschnittenen Saum genügend Weite zuzugeben, damit sich nach dem Umschlagen und Annähen des Saums kein faltiges oder gekräuseltes Bild ergibt.



Der Saum ist genauso wie beim ersten Roch erst versäubert, dann einfach nach innen umgeschlagen und mit einem Saumstich von Hand angenäht worden. Auf dem Bild unten kann man den Saumstich gut erkennen.


Der Sitz ist wie beim erst Rock nicht ideal, dieses mal macht der Rock mich durch seinen tiefen Sitz, fast auf dem Hüftknochen, breiter. Was mir nicht so zusagt und auch die angestrebte Bleistiftform ist noch nicht ganz so, wie ich es mir wünsche. Trotzdem ist der Rock tragbar, besonders mit bequemen und lang geschnittenen Oberteilen die ich über den Rock tragen kann.


Mit den gewonnenen Erkenntnissen aus Modell Nr. 2 war ich dann endlich so weit mit mich an den eigentlichen Schnitt und Stoff für meinen „ultimativen“ eng anliegenden Rock heranzuwagen.
Wie es mir damit ergangen ist und was dabei herausgekommen ist, das stelle ich euch Morgen vor in einem separaten Post. Der fast schon epischen Wortumfang besitzt, seit gewarnt.


Für jetzt geht es wie gewohnt erst einmal zurück zum Creadienstag und all den tollen Beiträgen der anderen Teilnehmer.

Lieben Gruß
Bis bald
Sophie

Dienstag, 17. Januar 2017

Kopfsache - selbstgenähte Hüte und Mützen Teil 10

Es stehen noch ein paar meiner Hutprojekte aus, aber mit dem Abschluss dieses Modells befinde ich mich so zu sagen auf der Zielgeraden.
Lange hab ich gewartet um mich mit einem oder gar beiden der im Buch „Chapeau – 25 Nähprojekte für Hüte, Mützen, Kopfschmuck und mehr (Edition, Michael Fischer)“ vorgestellten Fascinator zu beschäftigen. Das lag zum Einen daran, dass mir die beiden Modelle nicht so richtig gefallen haben und zum Anderen an den vorgeschlagenen Materialien. Also habe ich lange hin und her überlegt ob ich in besagte Materialien investieren soll und wie ich die Idee hinter den Modellen für mich umsetzten kann.
Herausgekommen ist eine Kombination der Fascinator-Modelle und eine günstigere kreative Materialzusammenstellung.


Beim ersten Modell arbeitet man mit einer Hutbasis aus Steifleinen, welche man mit dem Modestoff bezieht und durch dekorative Elemente schmückt. Für den mit Tüll bestückten Fascinator soll man eine fertige Strohbasis verwenden. Weil Steifleinen oder eine Strohbasis nicht so einfach zu bekommen sind, jedenfalls wenn man keine erheblichen Kompromisse bei Qualität und/ oder Preis machen möchte, habe ich auf einen alten Trick zurückgegriffen, den ich schon bei so manchem Kostüm-Hut für Fasching / Karneval verwendet habe.
Jedes Jahr nachdem die närrische Zeit vorbei ist, kann man günstig an Kostüme und die dazugehörigen Hüte kommen. Und genau auf diese Hüte habe ich es abgesehen, sie bestehen aus einer Art Filz der über einem Hutblock in Form gepresst wurde, das Material hat genug Steifigkeit, lässt sich leicht zuschneiden und es lässt sich eine Nähnadel durchstechen, damit ist es ideal für meine Hutbasis.



Die knallrote Basis ist aus einem Mini-Clown-Hut entstanden, der schon ein bisschen länger in der Bastelkiste liegt und auch sonst habe ich nur Restmaterialien für das gesamte Projekt verwendet so das ich nichts für den neuen Fascinator bezahlt habe.


Die Basis habe ich zunächst mit einem Futterstoff aus Acryl in dunklem glänzenden Grau bezogen, dazu habe ich den Stoff einfach um die Basis gespannt, mit ein paar Stecknadeln fest gesteckt und dann mit einem Zwirn entlang der Kante umläufig fest genäht.


Dann habe ich die Kante mit einem Band versäubert, dass ich zunächst von außen angenäht dann um die Kante geschlagen und von innen zusammen mit dem Futter vernäht habe. Vielleicht wäre es besser gewesen erst das Futter von innen zu heften und dann das Band als Saum einzusetzen. Das Futter ist ein Reststoff dem ich vier kleine Abnäher gegeben habe, damit er sich nach innen wölbt. Theoretisch ganz gut praktisch könnte die Umsetzung besser sein, aber da man den Hut ja nur selten von unten sieht, kann ich mich mit dem unebenen Bild im Futter abfinden. Als Saumkante wäre ein Schrägband oder vielleicht sogar ein Samt-Band schön gewesen, aber ich wollte ja nur Materialien aus meinem Bestand verwenden und da kam mir dieses seltsame Band gerade recht.


Nach ein bisschen ausprobieren, wie die Basis am Ende auf dem Kopf platziert werden soll, habe ich dann zunächst einen Haarkamm am Futter angenäht. Weil der Fascinator auch beim närrischen Feiern sicher auf dem Kopf bleiben soll, habe ich zusätzlich ein Hutgummi eingenäht, das man je nach Bedarf auch einfach unter der Basis verstecken kann.


So weit so gut, jetzt konnte ich endlich mit dem spaßigen Teil, der Dekoration des Fascinators, beginnen. Dazu habe ich mich am Tüll-Fascinator aus dem Buch orientiert, zwar hatte ich keinen Tüll mehr im Haus, aber noch jede Menge Deko-Organza. Der wurde erst gebügelt (unter einem Baumwolltuch), gefaltet und schließlich in Kreisform zugeschnitten. Einfach eine Kuchenteller und eine Untertasse auf den Stoff legen und vorsichtig mit dem Rollschneider rundum ausgeschneiden, schon ist die Dekoration fertig, na ja fast.


Die Kreise sind einzeln und nach belieben gefaltet und auf der Hutbasis festgesteckt. Als ich mit dem Design zufrieden war, kamen wieder Nadel und Faden zum Einsatz, mit denen ich die Organza-Elemente möglichst unsichtbar auf der Hutbasis festgenäht habe. Dabei habe ich darauf geachtet, nicht durch das Futter sondern nur durch Obermaterial und die Basis zu nähen.

 
Und dann war es vollbracht, ein neuer Mini-Hut für die Kostümkiste. Das Ergebnis ist vollkommen okay, der Fascinator ist sicherlich nicht für einen Auftritt beim Pferderennen oder in der Oper geeignet, aber genau das Richtige, um ein Kostüm zu vervollständigen oder für einen Party-Abend.



Um euch zu zeigen, was man sonst noch aus den billigen Faschings-Hüten machen kann, habe ich zwei meiner ersten Modelle herausgesucht:

Einen Pillbox-Hut in schwarz, den ich als „schwarze Witwe“ getragen habe. Der passende Trauerschleier fehlt leider schon, da ich das Material in einem anderen Projekt verarbeitet habe.


Mein erster selbstgemachter Karnevals-Hut, ein Art breites Schiffchen, das ich als Stewardess mit farblich passendem Kleid im 60er Jahre Stil getragen habe.


Jetzt widme ich mich dem Endspurt zu meinem Hut-Projekt und versuche die restlichen Modelle möglichst schnell von meiner To-Do-List streichen zu können.
Euch schicke ich aber erst einmal zurück zum Creadienstag und all den tollen Sachen die man auch in dieser Woche wieder bestaunen kann.

Bis Bald
Gruß
Sophie